"Herausforderer" HSV will gegen VfL Wolfsburg den dritten Sieg holen

Der HSV kann heute gegen Wolfsburg den dritten Heimsieg in Serie landen. Trainer Merlin Polzin fordert von seiner Mannschaft gegen den angeschlagenen VfL aber eine mindestens genauso konzentrierte Leistung wie in den vergangenen Wochen.

Der HSV hat unter der Woche einen Schritt getan, damit die Übergänge in Zukunft besser klappen. Dafür, dass "unsere Jungs eng begleitet werden", wie es Sportdirektor Claus Costa ausdrückte. Der, der dafür sorgen soll, ist Tom Mickel. Allerdings soll der ehemalige (Ersatz-)Torwart der "Rothosen" das nicht auf dem Feld tun, sondern abseits des Rasens.

Der 36-Jährige arbeitet bei den Hamburgern künftig als Koordinator des Übergangsbereichs, soll also Sorge dafür tragen, dass junge Talente den Weg in den Profifußball schaffen. Und das möglichst beim Bundesliga-Aufsteiger.

Neben dem Platz hat der HSV also eine kleine Weiche für Verzahnung und Übergänge gestellt. Auf dem Rasen wollen die Hamburger das im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg ebenfalls weiter tun (15.30 Uhr, im NDR Livecenter).

Denn nachdem die einzelnen Mannschaftsteile zu Beginn der Spielzeit mehr co-existierten als miteinander harmonierten, hat das Polzin-Team in puncto Verzahnung und Übergänge in den vergangenen Wochen erkennbare Fortschritte gemacht. Im Spiel bei Union Berlin (0:0) gab es gute Ansätze, gegen desolate Mainzer gelang es immer wieder (4:0) und auch bei der knappen 1:2-Niederlage in Leipzig klappte es sehr passabel.

Die Defensive stand sicher - und speziell in der zweiten Hälfte gelang es dem HSV nach Ballgewinnen immer wieder, den Champions-League-Aspiranten in dessen Hälfte zu drängen. Aber es gebe, so räsonierte der eingewechselte Spielmacher Immanuel Pherai, noch einiges zu tun: "Wir haben Druck gemacht, aber der letzte Pass ist einfach nicht angekommen."

Der letzte Übergang, er fehlte also nach Ansicht des Niederländers (noch). Zudem sei die Effizienz ein Problem gewesen, wie Linksverteidiger Miro Muheim anmerkte: "Das fehlt uns noch ein bisschen, da müssen wir noch weitere Schritte nach vorn machen."

Gegen den angeschlagenen VfL, eine Mannschaft, die ihr zweifelsfrei vorhandenes Potenzial in dieser Spielzeit bislang nur selten abgerufen hat, sollen diese aus Sicht des Schweizers und seines Trainers nun gegangen werden.

Davon, dass die Wolfsburger zuletzt vier Niederlagen am Stück kassiert haben, will Polzin sich nicht blenden lassen. Die "Wölfe" hätten "fantastische Einzelspieler" und eine hohe Qualität, der man mit gleicher Konsequenz wie in den Vorwochen begegnen müsse. "Es wird ein heißer Fight."

Im Duell mit den Niedersachsen sei der Aufsteiger "definitiv der Herausforderer. Wir reden uns nicht kleiner, als wir sind. Wir wissen, was wir können, wir wissen aber auch, was wir noch nicht können und wo wir ansetzen müssen."

Denn man erkenne zwar, so Polzin, "dass wir in dieser Liga - unabhängig vom Gegner - mithalten können", das allerdings nur, "wenn wir an unser Maximum gehen". Und so mahnte der 34-Jährige trotz der zuletzt stabilen Auftritte Demut an: "Wir wissen, wo wir herkommen. Dennoch wollen wir nicht nur gute Spiele zeigen, sondern am Ende auch Punkte holen."

Es ist ein gewachsenes Selbstbewusstsein, das aus dem gestiegenen Selbstverständnis der vergangenen Wochen erwachsen ist. Eines, an dem auch Albert Sambi Lokonga seinen Anteil hat. Der belgisch-kongolesische Mittelfeldspieler, der am Mittwoch seinen 26. Geburtstag feierte, hat in den vergangenen beiden Partien an der Seite von Abräumer Nicolai Remberg das Spiel der Norddeutschen organisiert und strukturiert - und seinen Coach freut, "dass er so eingeschlagen ist".

Denn als Vertreter des gesperrten und verletzten Fabio Vieira erzielte er ganz nebenbei zwei Treffer. Und so wird es auch auf den Neu-26-Jährigen am Sonnabend verstärkt ankommen, um die Übergänge nach vorne - hin zu Ransford-Yeboah Königsdörffer, Jean-Luc Dompé und Top-Torschütze Rayan Philippe (wurde am Donnerstag 25 Jahre alt) - noch besser zu erspielen. Für Rückkehrer Vieira wird es laut Polzin zu einem Kaderplatz reichen, in der Startelf aber wird er zunächst wohl nicht stehen.

Neben Sambi Lokonga war auch Giorgi Gocholeishvili vor der Länderspielpause in guter Form, bis den Georgier eine Gesichtsverletzung ausbremste und zum Aussetzen gegen Leipzig zwang. Nun könnte der 24-Jährige gegen die Niedersachsen sein Comeback feiern - vorausgesetzt, eine Spezialmaske wird rechtzeitig fertig. Gocholeishvili könnte also zum Maskenmann werden und damit eine "Tradition" beim Traditionsverein aus der vergangenen Spielzeit fortsetzen.

Im Aufstiegsjahr hatten Davie Selke und Jonas Meffert nach Gesichtsverletzungen jeweils einen Gesichtsschutz tragen müssen. Ob Gocholeishvili im Kader oder sogar direkt auf dem Platz steht, werde kurzfristig entschieden. Zunächst gelte es das Training am Freitag abzuwarten.

Dort wird dann - wie schon in der bisherigen Woche - sicher auch nochmal zum Thema gemacht, "wie wir aus dem Übergangsspiel mehr Torgefahr entwickeln". Wie gut Polzin und seinem Team das gelingt, wird sich am Sonnabend zeigen - und damit ein Stück weit die Frage beantwortet, ob der HSV nicht nur neben, sondern auch auf dem Platz ein paar kleine Weichen für die Übergänge gestellt bekommt.

Hamburger SV: Heuer Fernandes - Elfadli, Vuskovic, Capaldo - Muheim, Remberg, Sambi Lokonga, Gocholeishvili - Dompé, Königsdörffer, PhilippeVfL Wolfsburg: Grabara - Kumbedi, Jenz, Koulierakis, Zehnter - Vinicius Souza, Arnold - Daghim, Svanberg, Amoura - Wind